Eingewöhnung

Eingewöhnung

Die Eingewöhnungsphase ist für jedes Kind die wichtigste Phase im Verlauf seiner Jahre im Kinderladen. Die Kinder werden in der Regel zum ersten Mal in ihrem Leben an einem Ort außerhalb ihrer Familie betreut. Sie kennen die „neuen„ Erwachsenen noch nicht. Die Gestaltung der Eingewöhnung ist deshalb so wichtig, weil die Kinder hier ein inneres Konzept entwickeln: was passiert, wenn ich an einen neuen Ort komme.


Grundlage für eine sichere Bindung und demzufolge von Bildung ist Vertrauen. Nur wenn die Kinder die Möglichkeit bekommen, in ihrem Tempo Vertrauen zu uns Erziehern und Erzieherinnen zu entwickeln, werden sie frei sein, das Leben und die Welt zu erobern und Kompetenzen zu erarbeiten. Für Kinder sind Beziehungen und die damit verbundenen Emotionen vorrangig, nicht irgendwelche Lern- und Förderprogramme. Kinder streben nach einem guten Verhältnis zu ihrer/m ErzieherIn und den anderen Kindern. Kinder wollen geliebt, gelobt und respektiert werden und sie möchten Zuneigung und Liebe geben. Und so wachsen Kinder am besten in einem emotionalen Klima heran, welches durch intensive positive Gefühle gekennzeichnet ist. Kleinkinder entwickeln sich am besten, wenn sie in primären Beziehungen zu einigen Menschen leben, die sie mit „einem eng gesponnenem Netz“ aus Liebe und Zuneigung umgeben (Baker & Manfred/Petit 2004 S.7).


Wenn ein Kind in den Kinderladen kommt, verlässt es in der Regel zum ersten Mal für längere Zeit die Familie. In der neuen Situation ist es zunächst unsicher. In dieser Übergangsphase ist es wichtig, dass die/der Erzieher/in möglichst schnell zu einer primären Bezugsperson wird. Zu einer Basis, wo sich das Kind beschützt und geborgen fühlt. Von

der aus es die noch unbekannte Umgebung erkundet und mit anderen Kindern Kontakt aufnimmt und zu der es bei Bedarf zurückkehren kann, um sich trösten zu lassen und wieder Mut für neue Unternehmungen zu finden. Voraussetzung für eine stabile Erzieher/innen-Kind-Bindung sind viel Zeit für Interaktion und zum anderen Eigenschaften wie Sensibilität, Empathie, Respekt, Wertschätzung, Rücksichtnahme, emotionale Wärme, Zuneigung, positive Rückmeldung, Akzeptanz der Persönlichkeit des Kindes, sowie Anerkennung seiner Individualität. Jedes Kind braucht für die Eingewöhnung seine Eltern und eine Erzieherin, die beständig für es da ist.


Zu Beginn bleiben Mutter oder Vater zusammen mit eineroder einem von uns Erzieher/innen bei ihrem Kind. Die Erzieherin/der Erzieher wartet, bis das Kind Kontakt zu ihr/ihm aufnimmt und die Beziehung gestaltet. Die Erzieherin/der Erzieher geht dann darauf ein.


Ist eine erste Vertrauensbasis geschaffen, verlassen Mutter oder Vater kurz den Raum. Sie kehren wieder und ihr Kind kann die Erfahrung machen, dass es nicht verlassen wird. Danach verlassen Mutter oder Vater für eine begrenzte Zeit den Kinderladen, bis sie dann für einige Stunden und schließlich ganz gehen können. Diese Phase der Eingewöhnung dauert ca. 2 Wochen. Sie ist von Kind zu Kind unterschiedlich lang. Speziell bei unter dreijährigen Kindern planen wir eine längere Eingewöhnungszeit ein.

Die Eingewöhnungsphase ist auch für das Zusammenspiel, das Vertrauen zwischen Eltern und ErzieherInnen wichtig und hier werden die Grundlagen für die spätere Zusammenarbeit geschaffen. Eltern stellen, ausgesprochen oder unausgesprochen, die Fragen: „Kann ich dir mein Kind anvertrauen? Wirst du es gut behandeln? Wirst du mir keine Konkurrentin werden? Wirst du mir erzählen, wenn es ihm schlecht geht?"

Die Erzieher/innen haben dieselben Fragen: „Wirst du mir dein Kind anvertrauen? Wirst du es gehen lassen können? Wirst du mir vertrauen?"

Und natürlich haben auch die Kinder Fragen, die sie meistens nicht aussprechen, die sie jedoch emotional beschäftigen und beeinflussen: „Kommen Mama und Papa wieder? Werde ich hier Freunde finden? Trösten mich die Großen, wenn ich traurig bin? Werde ich hier Spaß haben?" Die Eltern haben in dieser Zeit der Eingewöhnung außerdem die Möglichkeit, die anderen Kinder, die Erzieher/innen, die anderen Eltern, den Tagesablauf und die pädagogische Arbeit kennen zu lernen. So schaffen wir die Grundvoraussetzung, um die Kinder durch ihre Entwicklung begleiten zu können.